Da ist eine Wand voller Käfige auf der linken Seite. Auf der rechten Seite sind nochmals 5, etwas grössere Käfige. Eigentlich ist jeder
Käfig für eine Katze ausgelegt. Es ist Platz für ein Klo, einen Futter- und Wassernapf und eben eine Katze. Es sind vielleicht 16 Käfige.
Aber da sind bestimmt 80 Katzen. Oder mehr. In den Käfigen sind immer mehrere Tiere. Kleine, grosse, bunt gemischt. Manchmal liegen die
Tiere aufeinander. Viele sind krank. Sie haben offene Wunden, Schnupfen, Augeninfektionen, Lähmungen.
In einem Käfig sind 15 Kitten, das Älteste vielleicht drei Wochen. Sie haben keine Mama.
In einem Käfig sitzt zwischen 2-5 Monaten alten Kitten eine ausgewachsene reinrassige Katze, bestimmt hatte sie ein Zuhause. Sie wirkt
verloren.
In einem Klo liegt eine Katze, sie ist sehr krank.
Aus einem anderen Käfig starren dich 8 Kitten an. Sie sind vielleicht 8 bis 12 Wochen alt. Sie sind erkältet, einige haben Augeninfektionen.
Eine etwa 5 Monate alte Katze liegt dazwischen, die Kleinen nuckeln an ihr. Die Näpfe sind voll. Ein Blick in die Klos, Durchfall.
Du gehst die Reihen durch. Man führt dich weiter.
Ein anderer Raum, weitere Käfige. Noch mehr Katzen. Alle ausgewachsen. Eine hat an der Rute nur noch pures Fleisch. Eine ist
gelähmt.
Du sprichst mit den Angestellten. Lasst sie gehen, erlöst sie... Sie sind traurig. Sie tun ihr Bestes, aber es reicht nicht. Wo kommen all
die Tiere her? Schulter zucken. Die Tiere werden gemeldet oder gebracht. Ein Tierheim, das nicht sagen darf "wir sind voll".
Du hast 3 Boxen im Auto. Du gehst nochmals durch die Käfige. Manche machst du auf, schaust dir die Tiere genauer an. Du weisst, dass du
nicht allen helfen kannst. Aber welche 3 sollen es heute sein?
Dein Kopf übernimmt: 1. Es muss eine reale Chance für das Tier geben. 2. Es sind keine Katzen dabei, die einfach nur kastriert und woanders
angesiedelt werden können, also denk weiter! 3. Es müssen Fälle sein, um die du dich kümmern kannst, auch auf Dauer. 4. Es muss dringend genug sein um nicht warten zu können. 5. ... aber auch noch
nicht zu spät.
Dein Bauch schaltet sich ein und hilft dir. Du zeigst auf 3 Katzen. Die Mitarbeiter sind froh und würden dir gerne noch weitere mitgeben...
Aber mehr geht gerade nicht.
Du hast die 3 Katzen im Auto. Fährst los. Und hältst erst einmal an. Das Herz ist wieder da. Du weinst kurz. Du hast so viele
zurückgelassen. Und nur 3 gerettet - vielleicht.
*** Du warst gerade dabei. Bei einem Besuch in einem städtischen Tierheim in der Türkei. ***